Die Propheten im Islam

Propheten_Stammbaum

Die Menschen waren eine einzige Gemeinschaft, und Allah hat Propheten geschickt als Überbringer guter Kunde und als Warner, und Er hat mit ihnen die Schrift der Wahrheit herabgesandt, damit sie zwischen den Menschen entscheiden über das, worüber sie uneins sind. (2:213)

Das Prophetentum im Islam

Propheten sind von Gott auserwählte Menschen, die Übermittler Seiner Botschaft und haben die Geschichte der Menschheit von Anfang an begleitet. Der Glaube an die Propheten ist einer der sechs islamischen Glaubensartikel. Im Islam ist bereits der erste Mensch, Adam, ein Prophet, und zu allen Völkern, die nach ihm entstanden, wurde nach Aussage des Qur‘an ein Prophet geschickt: Und in jedem Volk erweckten wir einen Gesandten (der predigte): „Dient Allah und meidet die Götzen. (16:36)

In der Aussage „Dient Allah und meidet die Götzen“ ist die zentrale Botschaft und Aufgabe der Propheten bereits vollständig enthalten: Die Verkündung des Monotheismus verbunden mit der Aufforderung dem Einzigen Gott zu dienen und niemandem sonst.

Die Propheten selbst entstammten jeweils dem Volk, zu dem sie geschickt wurden – bis auf den letzten von ihnen, den Propheten Muhammad (s.a.s.), der an die gesamte Menschheit gesandt wurde: Und Wir entsandten dich nur aus Barmherzigkeit für alle Welten. (21:107)   

Die Qur‘anischen Propheten

Die Propheten werden im Qur‘an mit unterschiedlichen Begriffen bezeichnet: Nabi bezeichnet den Propheten, insbesondere den, der auch eine offenbarte Schrift erhält, Rasul – der Gesandte, Baschir – der Verkünder, Nazir – der Warner, usw. Diese Ausdrücke sind sinnverwandt und können auch alle auf eine einzige Person angewandt werden.

Im Qur‘an werden die Namen von 25 Propheten erwähnt. 21 davon werden auch in der Bibel genannt, davon gehört jedoch keiner zu den alttestamentlichen Schriftpropheten. Diese 21 Propheten sind: Adam, Nuh (Noah), Ibrahim (Abraham), Is-haq (Isaak), Ismail (Ismael), Lut (Lot), Jaqub (Jakob), Jusuf (Joseph), Musa (Moses), Harun (Aaron), Dawud (David), Sulaiman (Salomon), Ayyub (Hiob), Iljas (Elias), Junis (Jonas), Uzair (Esra), Aljasa (Elisa), Idris (Henoch?), Zakariya (Zacharias), Jahja (Johannes) und Isa (Jesus), Frieden sei mit ihnen allen. In der Bibel selbst werden sie nicht alle als Propheten bezeichnet, wie z.B. die alttestamentlichen Patriarchen, d.h. die Stammväter des Volkes Israel, (Isaak, Jakob etc.) und die Könige David und Salomo.

Die übrigen vier Propheten, die im Qur‘an genannt werden, sind Schuaib, Salih, Hud und natürlich Muhammad, Frieden sei mit ihnen allen. Salih wurde zu dem Volk der Thamud gesandt, Hud zu dem Volk der Ad (beides arabische Völker), und Schuaib war der Gesandte von Madian. Es werden noch weitere Personen genannt, bei denen nicht ganz klar ist, ob es sich bei ihnen um Propheten handelt, wie Luqman (Sura 31) und Zul-Kifl (Sura 21).

Im Qur‘an wird aber auch deutlich, dass diese 25 nur eine Auswahl aller Propheten sind, die Gott zu den Menschen geschickt hat:

Es sind Gesandte, von denen Wir dir bereits berichtet haben, und Gesandte, von denen Wir dir nicht berichtet haben (…) (4:164).

Die Darstellung der Prophetengeschichten im Qur‘an

Wer den Qur‘an liest, dem wird schnell auffallen, dass die Berichte über die Propheten nicht chronologisch und auch nicht in zusammenhängenden Erzählungen dargestellt werden. Die einzige Prophetengeschichte, die zusammenhängend erzählt wird, ist die von Jusuf (a.s.), in der zwölften Sura des Qur‘an, die auch seinen Namen trägt. Alle anderen Propheten tauchen an den verschiedensten Stellen des Qur‘an in unterschiedlichen Zusammenhängen auf. Berichtet wird dann nur eine oder wenige ausgewählte Episoden, ein bestimmte Aussage oder ein anderes Detail, das in dem jeweiligen Kontext gerade von Bedeutung ist.

Die Art der Darstellung lässt erkennen, dass die Geschichten der Propheten als weitgehend bekannt vorausgesetzt werden. Dies zeigen Formulierungen wie „Und erinnere daran, als Musa (oder Ibrahim oder Nuh, etc.)…“. Auch die Reaktion der Zuhörerschaft, besonders der polytheistischen Mekkaner lässt dies erkennen: Sie bezeichnen die Berichte über die Propheten abwertend als „alte Geschichten“.

Es ist auch nicht die Absicht im Qur‘an, die Lebensgeschichte der Propheten chronologisch und ausführlich wiederzugeben. Dies ist schon an anderer Stelle geschehen, und die Geschichten sind bereits bekannt. Historische Details, wie Orts-, Namens- oder Zeitangaben sind deshalb sehr spärlich und die Berichte insgesamt stark dekontextualisiert. Es geht im Qur‘an vielmehr um den Sinn, den moralischen Gehalt dieser Geschichten und um den aktuellen Bezug zu der jungen Gemeinde des Propheten Muhammad (s.a.s.). So werden z.B. oft Episoden erzählt, in denen es um Ablehnung der Botschaft Gottes, um Anfeindungen durch die Zuhörer oder um die Flucht der Gläubigen vor ihren Feinden geht – Situationen, die für den Propheten Muhammad (s.a.s.) und seine Gemeinde sehr aktuell waren. Auf der anderen Seite geht es um universale, zeitlose Themen wie Gottvertrauen, Prüfung, Standhaftigkeit, Opferbereitschaft und absolute Ablehnung des Götzendiensts, die am Beispiel der Propheten illustriert werden.

Die Geschichte der Propheten erweist sich im Qur‘an als eine sich wiederholende Geschichte: Alle Propheten stoßen auf Ablehnung, insbesondere von Seiten derer, die im Volk das Sagen haben und um ihre Privilegien fürchten, und alle Propheten müssen Anfeindungen, teilweise auch Verfolgungen ertragen. Doch immer wieder treten sie mit der gleichen Botschaft vor ihr Volk:

Dient Allah; ihr habt keinen anderen Gott als Ihn. (7: 85).

Die verschiedenen Propheten sind von unterschiedlicher Wichtigkeit. Es gibt solche, denen eine Schrift offenbart worden ist, wie Musa, Isa und Muhammad (Friede sei auf ihnen allen), und andere, die nur die Aufgabe hatten, die vorangegangene Botschaft in Erinnerung zu rufen. Im Qur‘an wird von unterschiedlichen Rängen der Propheten gesprochen:

Diese Gesandten, Wir haben manche von ihnen gegenüber anderen begünstigt, von ihnen war einer, zu dem Allah geredet hat, und Er erhob manche von ihnen an Rängen, und wir haben Isa, Sohn Marjams, die deutlichen Zeichen gegeben, und Wir haben ihn gestärkt mit dem Heiligen Geist, (…) (2:253).

Aus diesem Vers geht bereits hervor, dass Isa (Jesus) und Musa (Moses, er ist derjenige, mit dem Gott direkt gesprochen hat) zu den besonders wichtigen Propheten gehören, weshalb auf ihre Geschichte im Qur‘an im folgenden näher eingegangen werden soll.

Ein anderer wichtiger Prophet ist Ibrahim (Abraham), der gemeinsame Stammvater der Juden, Christen und Muslime.

Quelle:  http://www.al-sakina.de/