Die Wiederkehr von Jesus (teil 1 von 5)

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Sowohl Islam als auch Christentum erwarten die Wiederkehr von Jesus am Ende der Zeiten, und beide erwarten Versuchungen und Prüfungen, die in jener Zeit auftreten werden.

Viele Gegenstände dieser Prüfungen sind ähnlich, aber im Detail und in der Definition unterscheiden sie sich.  Beide Religionen erwarten, dass die Gruppe der Gläubigen letztendlich die Sieger sein werden, aber der Christ glaubt, dass es diejenigen sind, die im Evangelium des Neuen Testaments als Gläubige bezeichnet werden und an den Christ als „den Erlöser“ und die „Menschwerdung“ Gottes glauben; während der Muslim weiß, dass es sich auf diejenigen bezieht, die an den reinen Monotheismus glauben, welcher der Hingabe zu dem Einen und Einzigen Gott innewohnt.

Der Wiederkehr von Jesus gehen in beiden Religionen Zeichen voraus, die sich wieder im Allgemeinen ähneln, aber in feinen Details unterscheiden.  Beide Religionen lehren, dass der Wiederkehr von Jesus das Erscheinen der großen und mächtigen Gestalt der Falschheit und der Versuchung vorausgeht, der bei den Muslimen Massieh ad-Dajjal (Der Falsche Messias) und bei den Christen der Antichrist genannt wird.  Vor diesem Ereignis führen andere Zeichen, die sich entsprechen, dazu, dass allgemein die Sittenlosigkeit und die Unzucht, Morde und Verbrechen, allgemeine Gesetzlosigkeit, Ausschweifung und Abfallen von der Religion und der Verlust des wahren Wissens zunehmen.  Diese Zeichen des bürgerlichen Unwohlseins werden von verderblichen[1]  Kriegen und Naturkatastrophen, von denen eine der anderen nachfolgt, begleitet.  Die Einzelheiten und die Zeiteinteilung unterscheiden sich allerdings sogar innerhalb der betreffenden Glaubensrichtungen.  Der christliche Glaube betrachtet das zweite Kommen Jesu´ als abhängig von der jeweiligen Doktrin.  Vier Hauptmeinungen sind berühmt: historischer und dispensationeller Ante-Millenialismus und Preterist Post und A-Millenialismus.[2]

Ante-Millennialismus  hat zwei Interpretationszweige.  Beide bestätigen, dass Jesus kommen wird und dann, nachdem er den Antichrist besiegt hat, wird er 1000 Jahre auf der Erde herrschen, bevor die bösen Seelen wiedererweckt werden und Satan in dem wiedererweckten Antichrist ungebunden ist[3].  Sie unterscheiden sich erheblich in den Ereignissen, die um dieses zweite Erscheinen herum passieren werden.

Während beide darin übereinstimmen, dass es in einer sieben Jahre dauernden Periode der Prüfungen geschehen wird, in der der Antichrist herrschen wird, platzieren die Einen die Wiederkehr der Juden nach Israel und den Wiederaufbau des Tempels in diese siebenjährige Periode, während die Anderen daran festhalten, dass Jesus Jerusalem als seine Hauptstadt wieder einsetzen und den Tempel während seiner Herrschaft wieder aufbauen wird.  Die Ersterwähnten glauben, dass die vergangenen Auserwählten der Kirche wieder zu Leben erweckt werden, bevor die Prüfungen beginnen und dann dazu bestimmt werden, mit dem zurückgekehrten Jesus zu regieren, während die rechtschaffenen Juden zusammen mit den Helden wiedererweckt werden, die dem Antichrist entgegengetreten sind und am Ende der Prüfungen starben und seine Herrschaft des Friedens und des Überflusses ankündigen werden.

Die Letzteren vertreten die Ansicht, dass die „Verzückung“ aller Auserwählten, das sind die verstorbenen Heiligen des Christentums und die Rechtschaffenen des Judentums vor dem Erscheinen Christi, bei der zweiten Wiederkehr Jesu´ da sein werden und daraufhin mit ihren Nachkommen die würdigen Bürger des Millennium Staates bilden werden.  Schließlich wird Satan in dem wiedererweckten Antichrist frei agieren können, dann wird ein riesiger Kampf gegen jene ausgetragen werden, die Satan zugeneigt sind, und Satan, der falsche Prophet, wird besiegt und in die Hölle geschleudert werden und das Ende der Welt ankündigen.  Hier unterscheiden sich die beiden Zweige wieder.  Der Historicist sieht in Gog und Magog die Nationen, die Satan in seiner Rebellion anführt, wenn er losgelassen wird, während der Dispensationist, obgleich er anerkennt, dass Satan eine Armee von verdammten Nationen anführt, die Gog und Magog nicht dazuzählt.[4]

Nach dem Sieg über die Kräfte des Bösen, werden die Berge zerbröckeln, die Erde wird flach werden und das Gericht wird über die Menschen auf der Erde abgehalten werden.  Diejenigen, die wahrhaftig an den Christ geglaubt haben, werden mit dem Himmel und der ewigen Gemeinschaft mit Gott belohnt, und die Ungläubigen und die Sünder, die nicht bereuen, werden der Hölle und der ewigen Trennung von Gott ausgeliefert.

Preterismus ist der allgemeine Name für den Standpunkt, den man in beiden Sichtweisen findet, die dem Ante-Millennialismus widersprechen.  Er sieht die Wiederkehr von Jesus als bereits in der Zeit der Zerstörung des Tempels in Jerusalem stattgefunden an, zumindest was das Gericht angeht.  Das bedeutet, sie meinen, dass über die Menschen bereits gerichtet ist, wenn sie sterben.  Also betrachten sie die Erde selbst als ewig und die Vervollkommnung unseres Glaubens und die Wahrheit über Gott als eine unendliche Aufgabe, die Gott uns auferlegt hat.[5]  Für manche der Preteristen ist der Augenblick der Vervollkommnung erreicht, wenn Jesus zum zweiten Mal kommt, der dann für immer über diejenigen, die die Erlösung erreicht haben regieren wird.

Post-Millennialismus betrachtet die 1000 jährige Herrschaft von Jesus mehr bildlich als wörtlich, und vertreten die Ansicht, sie habe bereits begonnen.  Jesus ist wörtlich der König der Erde, richtet über die Toten, wenn sie sterben, und die christliche Kirche ist dabei, den Glauben an ihn zu vervollkommnen und Satan zu bekämpfen.  Dann wird Jesus zurückkehren, um den Antchrist zu unterwerfen und das Ende der Welt anzukündigen und die christliche Kirche zu vereidigen, mit ihm zu regieren.

A-Millennialismus[6]  sieht die 1000 jährige Herrschaft als rein bildlich und als bereits begonnen an, aber, wie der Ante-Millennialismus, betrachtet er den Tag des Gerichts als ein Absieben des Guten von dem Bösen und eine endgültige Auslieferung zu ihren entsprechenden Bestimmungsorten.

Diese Ansichten überschneiden sich häufig, so kann man nicht mit Sicherheit sagen, wo die eine Doktrin endet und die andere beginnt.  Keine davon entspricht allerdings der islamischen Sichtweise von der Herrschaft Jesu´ und seiner Rolle in seiner zweiten Rückkehr.

Der Islam sieht in Jesus´ Wiederkehr eine Vervollständigung seines Lebens und seines Werkes, das er unvollständig hinterlassen hat.[7]  Als der wahre Messias besitzt er allein die Kraft, die Gott ihm gewährt hat, um den falschen Messias am Ende der Zeit zu besiegen.  Seine Herrschaft wird die Invasion der Gog und Magog erleben, die nicht einmal er besiegen kann.  Er wird statt dessen zu Gott beten, Der diese daraufhin Selbst zerstören wird.  Das Ende der Gog und Magog wird den Beginn eines Weltgefüges ankündigen, in dem jerdermann gläubig sein wird oder sich zumindest seiner Herrschaft als Repräsentant Gottes unterwerfen wird.  Er wird mit dem Gesetz Gottes regieren, wie es Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, gelehrt hat (d.h. der Islam), bis er im Alter von 70 oder 75 sterben wird.  Während dieser Zeit wird es für jeden viel Reichtum geben und auf der ganzen Welt wird Frieden herrschen.  Dann, einige Zeit nachdem er gestorben sein wird, werden alle die Muslime von einer Brise erfasst und ins Jenseits geweht.  Die verbleibenden Menschen auf Erden werden die Ungläubigen sein, und sie allein werden das letzte Kapitel der Erde miterleben.

Viele dieser Ereignisse, die im Islam beschrieben werden, ähneln dem Konzept des Messias, wie es im Judentum verstanden wird, obgleich sie glauben, dass das Gesetz, mit dem er herrschen wird, eher das Gesetz Moses´ sein wird, als das Gesetz Muhammads, Gottes Segen und Frieden seien auf ihnen beiden.  Sowohl Islam als auch Judentum betrachten das Kommen des Messias als im Grunde vereinigend, die Gläubigen von allen Enden der Erde versammelnd.  Beide sehen seine Herrschaft als eine Rückkehr zu den Grundlagen des Glaubens und des Gesetzes an.  Beide sehen in seiner Rolle die eines Führers, der Gottes Krieg gegen die Kräfte des Bösen kämpfen wird, und sie glauben, dass diesem Krieg eine friedliche Hegemonie folgen wird, in der Gottes Gesetz in der ganzen Welt die Oberhand gewinnen wird.

Wo sie sich unterscheiden, ist darin, wer diese Endzeitfigur repräsentieren wird.  Für die Juden wird der Messias notwendigerweise ein jüdischer Führer sein, der Israel und den Tempel wieder aufbaut und alle seine Riten in Jerusalem wiedereinführt.  Für den Muslim repräsentiert er den Sieg des reinen Islam, der die Heuchler von den wahren Gläubigen trennt.

Alle drei Sichtweisen von dem Messias am Ende der Zeit haben eine Sache gemeinsam.  In den nächsten vier Artikeln werden wir uns allerdings auf die muslimische Sichtweise von der Zukunft beschränken, die uns gerade eben bevorsteht.  Diese Vision ist sehr klar und deutlich und nur wenig Gegenstand doktrinaler Abweichungen, nicht so wie bei den Juden und den Christen.  Es ist an dir, die offensichtlichen Parallelen zu ziehen und das abzuweisen, was nicht die Wahrheit darin wiederspiegelt.

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[1] Von gegenseitigem Abschlachten und Zerstörung.

[2] Die vier Ansichten werden hauptsächlich von den verschiedenen Konfessionen des Christentums vertreten.  Allerdings kann man den Ante-Millenialismus breit in den Katholischen Dispensationalismus v Protestantischen Historicismus unterteilen und den Preteristischen in Katholischen Post-Millennialismus v Protestantischen A-Millennialismus.

[3] Der Falsche Prophet wird sich häufig als der wiedererweckte Antichrist, von Satan besessen oder beinflusst, vorgestellt, aber nicht immer.  Andere Interpretationen sehen ihn als im wesentlichen unabhängig; weder besessen, noch wiedererweckt, noch der Antichrist.

[4] Es ist nicht klar, wie die „bösen Nationen“ jeweils das Millennium überleben und ob die Gog und Magog dabei sind oder nicht.

[5] THE PAROUSIA: A Careful Look At The New Testament Doctrine Of The Lord’s Second Coming , by  James Stuart Russell, (1878)

[6] Siehe: AMILLENNIALISM, oder The truth of the Return of the Lord Jesus, von Rev. D. H. Kuiper.

[7] Dies bezieht sich nicht auf die Mission, die Gott ihm bis zu seinem Aufsteigen gegeben hat.  Denn Jesus starb nicht und das muss er schliesslich noch, sein Leben ist noch nicht vorüber, noch sind es seine verbleibenden Werke, die zur Vervollständigung seines Lebens noch ausstehen.  In Johannes 16:12 hat Jesus sich hierauf bezogen, als er sagte: „Ich habe euch noch viel zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.“  Gerade vor dem hohepriesterlichen Gebet.

  • von JeremyBoulter (© 2009 IslamReligion.com)
  • Veröffentlicht am 18 Mai 2009

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