Was jeder wissen sollte

Al-islam

Was jeder über den Islam & die Muslime wissen sollte

Der islamische Glaube

„La ilaha illa-llah, Muhammadu-r-rasulu-llah“ – „Es gibt keine Gottheit außer Allah, Muhammad ist der Gesandte Gottes.“ Diese einfache Bekräftigung der grundlegenden Glaubensvorstellungen des Muslims sind der Ausgangspunkt für alles, was sich daraus ergibt.

Aus diesem Bekenntnis zum Glauben an die Einheit und Einzigartigkeit Gottes und an die Sendung Muhammads salla.gif entstammen alle Begriffe, Grundhaltungen, ethischen Werte und Wegweiser des Islams für menschliche Verhaltensweisen und Beziehungen.

Wie kann sich all dies aus einem so einfachen und anscheinend auf der Hand liegenden Bekenntnis ergeben? Die Antwort darauf lautet: Der erste Teil der Erklärung „La ilaha illa-llah“ bestätigt nicht nur die Einheit und Einzigkeit Gottes, der Gottheit. Er bedeutet auch die Bezeugung der Einheit der Herrschaftsgewalt, der uneingeschränkten Oberhoheit und Machtbefugnis im gesamten Universum und in dieser unserer Welt. Denn wenn wir bekräftigen, dass es keine andere Gottheit gibt außer dem Einen Gott, dann sagen wir damit in Wirklichkeit, dass es – da es keinen anderen Schöpfer und Erhalter des Universums, dieser Welt und all dessen, was sich darin befindet, gibt – gleichfalls auch keinen anderen Beherrscher, Gesetzgeber und Obersten Machthaber der Menschheit gehen kann.

Gott, der Herr der gesamten Schöpfung, erschafft was Ihm gefällt, indem Er jedem Seiner Geschöpfe die Eigenschaften, die Funktion und die Rolle zuweist, die Er ihm zugedacht hat; darüber hat Er niemandem gegenüber Rechenschaft abzulegen, während alles Geschaffene Seiner absoluten Herrschaftsgewalt untersteht. Der Zweck, zu dem Er die menschlichen Geschöpfe erschaffen hat ist, dass sie Ihn allein anerkennen und anbeten, Ihm allein gehorchen, und sich dabei gleichzeitig der Angelegenheiten dieser Welt annehmen und sie entsprechend Seinen allzeit weisen Gesetzen in Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit führen.

Wie wissen wir all dies? Wie können wir, die wir nichts weiter als menschliche Wesen, nur allzu unzulängliche und endliche Geschöpfe sind, um Gott wissen – das heißt um den Unendlichen – und um Seine Absichten hinsichtlich der Menschheit, wie können wir Antworten finden auf die Vielzahl der Fragen, die sich auf das Wesen Gottes und Seine Eigenschaften, auf das Verhältnis des Menschen zu Ihm und darauf beziehen, warum Er uns in diese Welt gesetzt hat? Wir leben in einer Zeit, in der wir in immer stärkerem Maß die Überzeugung vom Sinn und Zweck des Daseins verlieren; ja es scheint, als ob die Gesamtheit der modernen Zivilisation die vollkommene Zweck- und Sinnlosigkeit des Lebens verkünde. Wie also können wir das wissen?

Dies sind wahrhaftig die allerwichtigsten und grundlegendsten Fragen für jeden Menschen. Ohne befriedigende Antwort auf sie ergibt das Leben keinen Sinn; es hat weder Zweck noch Bedeutung und man macht ganz einfach das Auf und Ab des Daseins durch, ohne irgendeinen anderen Grund als den, dass man eben zufällig lebendig ist. Darum ist es die lebensnotwendige Aufgabe jedes einzelnen, nach Antworten auf diese Fragen zu suchen, bis er sie findet und wenn er sie gefunden hat, ihre Richtigkeit anzuerkennen und so getreulich nach ihnen zu leben, wie er es zu tun vermag. Doch die Frage bleibt bestehen: Wo sind die Antworten darauf zu finden?

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Sicherlich, wenn (wie viele Menschen glauben) die Religion nichts anderes wäre als eine vom Menschen gemachte Erfindung mit dem Zweck, das Reich der Natur zu erklären oder die menschlichen Angelegenheiten zu ordnen, dann wären die menschlichen Geschöpfe in der Lage gewesen, befriedigende Antworten auf diese Fragen durch ihre eigenen Überlegungen und Beobachtungen zu finden und dann ihr Leben auf angemessene Weise dementsprechend auszurichten; die Anbetung der Naturgewalten, der Geister und Dämonen, Stöcke und Steine und der von Menschenhand gemachten Götzen und mythologischen Gestalten, die mit der Welt des Menschen aufgrund ihrer halb-menschlichen Natur in Verbindung stehen, stellen deren mannigfache Bemühungen auf diesem Gebiet im Lauf der Geschichte dar.

Doch zur objektiven Wahrheit zu gelangen, zu einem richtigen Wissen um Sinn und Zweck des Daseins, um das Wesen und die Eigenschaften des Schöpfers all dessen und um die Rolle des Menschen und seine letztendliche Bestimmung, allein durch menschliche Anstrengungen ohne irgendwelche Hilfe, erweist sich ganz klar als Unmöglichkeit, weil es etwas betrifft, was außerhalb des Bereichs menschlichen Wahrnehmungsvermögens und seiner Fähigkeit, Schlussfolgerungen zu ziehen, liegt; selbst wenn es einigen wenigen aufgrund ihrer eigenen Bemühungen gelingen sollte, die eine oder andere dieser Wahrheiten zu erfassen, dann würden sie doch keine ganz sicheren oder unfehlbaren Möglichkeiten haben, um deren unumstößliche Richtigkeit nachzuweisen.

Denn der einzig mögliche Zugang, der den Menschen zu einem unzweifelhaft richtigen Verständnis dieser Dinge offensteht, führt über den Ursprung all dessen, tut sich auf, wenn die wollende, handelnde, erhaltende Kraft, die wir Gott nennen, uns dieses Wissen zuteil werden lässt auf die Weise, die Ihr dazu angebracht erscheint. Und das ist ganz genau, was der zweite Teil des islamischen Glaubensbekenntnissens „Muhammadu-r-rasulu-llah“ – Muhammad ist der Gesandte Gottes – besagt.

Seit dem Erwachen des wahren menschlichen Bewußtseins, so wird uns im Islam gesagt, hat der Schöpfer den Menschen nicht nur das Bewusstsein Seiner Existenz eingegeben, das tief in ihnen verankerte Wissen, dass es ein nicht körperliches, transzendentes Wesen gibt, Das sie und die Welt um sie herum erschaffen hat(*). Er hat ihnen auch die Antworten auf jene unerläßlichen Fragen gegeben, die sie beschäftigt haben, seitdem sie als denkende, fragende und Probleme lösende Lebewesen diesen Planeten bevölkern, indem Er der Menschheit Seine Rechtleitung durch eine Vielzahl von Männern übermittelte, die Er als Überbringer Seiner Botschaft erwählte und zu verschiedenen Gruppen von Menschen entsandte, damit sie sozusagen das Bindeglied zwischen Ihm und dem Menschen seien.

Botschaft

Im Verlauf der Zeit und durch Entstellungen, die durch menschliches Versagen verursacht wurden, ging viel von der Botschaft, die sie brachten, verloren. Doch ist uns noch immer genügend von den früheren Schriften oder den Lehren vorausgegangener Gottesgesandter erhalten geblieben – von den Offenbarungen, mit denen Gott Propheten wie Abraham, Moses, Jesus und viele andere alaihyssalam.gif betraut hat -, dass wir ganz klar erkennen können: diese Botschaft war in ihren Grundzügen im Verlauf der gesamten Geschichte stets ein- und dieselbe; es gibt ein einziges, unvergleichliches Wesen, Das Herr und Beherrscher alles Geschaffenen ist; dieses Wesen hat Gebote erlassen, die das Verhalten der Menschen bestimmen müssen und jeder einzelne ist diesem Wesen gegenüber Rechenschaft schuldig, wie er sein Leben gelebt hat.

Also behauptet der Islam auch nicht, eine neue Religion zu sein. Vielmehr ist er die ursprüngliche Religion, jener uranfängliche Glaube, der tief im Bewusstsein des Menschen verwurzelt ist, seitdem wirkliche menschliche Wesen auf Erden wandeln, weil der Schöpfer Selbst ihn dort eingepflanzt hat. Er ist der Glaube, der allen Propheten offenbart und von ihnen gepredigt worden ist: die Religion der Unterwerfung unter den Einen Gott und der Verantwortlichkeit Ihm gegenüber. Der Islam lehrt, dass diese Botschaft göttlichen Ursprungs ist, indem er auf die Gleichartigkeit und Kontinuität der Lehren verweist, die im Verlauf der Geschichte von den zahlreichen Gesandten Gottes überbracht worden sind, doch wird eindeutig darauf hingewiesen, dass sie im Lauf der Zeit verändert worden sind und dass schwerwiegende Entstellungen eingetreten sind. Darum muss zwar an ihren göttlichen Ursprung geglaubt werden, nicht jedoch unbedingt an die gegenwärtige Form oder den Inhalt dieser Botschaften, weil der Zustand, indem wir sie heute vorfinden, es uns unmöglich macht, zu entscheiden, inwieweit sie entweder zufällig oder absichtlich durch die Hände der Menschen verändert worden sind.

Jeder der Propheten war ein Mensch wie alle anderen Menschen, mit denselben menschlichen Bedürfnissen und Gefühlen; der Islam lehnt ganz energisch jegliche Andeutung der Göttlichkeit oder Übermenschlichkeit der Gesandten Gottes ab. Gleichzeitig jedoch waren sie Männer mit ganz bestimmten Charaktereigenschaften, die Gott für die Aufgabe ausersehen hat, der übrigen Menschheit Seine Rechtleitung zu übermitteln. Die Propheten zeichnen sich durch ihre völlige Unterwerfung gegenüber Gott aus und dadurch, dass sie Ihm sehr nahestehen, durch ihr reines und aufrichtiges Wesen, die außergewöhnliche Rechtschaffenheit in ihrem Benehmen und ihre standhafte Hingabe an die Sendung, die ihnen anvertraut worden ist.

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Es wurden viele frühere Propheten mit Wundertaten und Zeichen entsandt, da die Völker in ihrem Bereich, deren Glaube an Gott sehr schwach war oder gar gänzlich fehlte, nur dann bereit waren, Ihn anzuerkennen, wenn Seine Existenz und Macht ihnen durch solche Beweise vor Augen geführt wurde. Als sich schließlich der Verstand des Menschen in seinem vollen Umfang entwickelt hatte, berief Gott Seinen letzten Propheten, Muhammad salla.gif, einen arabischen Nachkommen Abrahams, mit der abschließenden und vollkommenen Bestätigung Seiner Rechtleitung für alle künftigen Zeiten. Und weil die Muslime der Rechtleitung folgen, die ihnen durch Muhammad salla.gif überbracht wurde, der Rechtleitung, die die vollkommene und abschließende Verkündung der Gesetze und Gebote Gottes für die Menschheit enthält, ist das Bekenntnis, „Muhammadu-r-rasulu-llah“ so bedeutungsvoll und unabdinglich, dass es den zweiten Teil des muslimischen Glaubensbekenntnisses darstellt.

Des Menschen einzige Unterwerfung unter den Schöpfer allein stellt also keineswegs einen Zustand der Erniedrigung oder Unterwürfigkeit dar, sonden stattet ihn mit Größe und höchster Würde aus, denn dadurch befreit er sich davon, irgendjemand Geringerem als Gott zu gehorchen und zu dienen, Dem einzigen Wesen, Das je seiner Angebetung und seines Gehorsams würdig sein kann. „La ilaha illa-llah, Muhammadu-r-rasulu-llah“ ist darum das gewaltige Glaubensbekenntnis, das Befreiung dessen, der es ablegt, aus jeglicher Unterwürfigkeit und Unterwerfung jedem anderen außer Gott dem Allmächtigen gegenüber bedeutet. Es ist eine klare Absage an alle, die für sich Göttlichkeit oder Oberherrschaft beanspruchen, die Bestätigung der Einheit und Herrschaftsgewalt Gottes, und die Bestätigung des Glaubens und Befolgens Seiner Rechtleitung wie sie dem Propheten Muhammad salla.gif, dem letzen Gesandten Gottes, offenbart wurde.

(*) Selbst wenn im Lauf der Geschichte die Menschen immer mehr vom Glauben an Gott als dem Einzigen Erhalter und Hüter all dessen, was existiert, abgekommen sind, so haben sie doch in der Regel die Tatsache Seiner Existenz nicht in Abrede gestellt. Vielmehr haben sie Ihm Teilhaber an Seiner Göttlichkeit beigesellt, indem sie einige Teile Seiner Macht ihnen zuschrieben, wobei sie jedoch gleichzeitig Seine Oberherrschaft über sie anerkannten.

Autorin: Suzanne Haneef